Bielefeld, den 15.09.2020 | Digitale Technologien können das selbstbestimmte Leben im Alter unterstützen und den Alltag erleichtern. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ein Teil der älteren Menschen bei der Digitalisierung abgehängt wird. „Das Recht auf Internet muss von staatlicher Seite sichergestellt werden. So könnten u.a. digitale Begleiter dazu beitragen, dass auch Seniorinnen und Senioren mit den rasant fortschreitenden technischen Entwicklungen Schritt halten können“, betonte die Kommunikations- und Sozialwissenschaftlerin der Hochschule Harz.
Mitglied der Achten Altersberichtskommisssion
Birgit Apfelbaum wurde in Bielefeld geboren, ist in Detmold aufgewachsen und hat an der Universität Bielefeld studiert, promoviert und habilitiert. Seit 2006 hat sie an der Hochschule Harz in Halberstadt eine Professur im Fachbereich Verwaltungswissenschaften und beschäftigt sich dort vor allem mit der Kommunikation im öffentlichen Sektor. Als Mitglied der Sachverständigenkommission hat sie an dem vor wenigen Wochen erschienenen Achten Altersbericht der Bundesregierung mitgearbeitet, in dem es um „Ältere Menschen und Digitalisierung“ geht.
Im Gespräch auf dem roten Sofa verwies sie darauf, dass sich inzwischen viele Dienstleistungen ins Internet verlagert haben: Steuererklärungen müssten digital abgegeben werden, viele amtliche Formulare erhalte man nur noch online, Geldinstitute drängten ihre Kunden zum Online-Banking. „Wer sich gegen die Nutzung digitaler Tools sperrt, wird von vielen Dingen ausgeschlossen“, betonte sie. Die Corona-Pandemie habe diese Situation insbesondere für ältere Menschen verschärft: Viele von ihnen konnten zur Zeit der Kontaktbeschränkungen nur über Videotelefonie von Angesicht zu Angesicht kommunizieren.
Digitale Versorgung sollte bei Neubau berücksichtigt werden
Bei der Planung von neuen Wohnungen müsse, so Birgit Apfelbaum, die digitale Versorgung mit einem Breitbandzugang ebenso berücksichtigt werden wie der Einbau von Fahrstühlen. Ebenso selbstverständlich müsse es werden, dass vor allem im ländlichen Raum Ärztesprechstunden als Videokonferenzen stattfinden können. Dabei stellte die Wissenschaftlerin eines klar: „Digitale Technologien können nur eine Ergänzung sein. Sinneswahrnehmungen wie Riechen, Schmecken und Fühlen können sie ebenso wenig ersetzen wie den menschlichen Kontakt.“
Wegen der Corona-Beschränkungen durften nur wenige Gäste „analog“ beim Sofagespräch im Wohncafé dabei sein. Die Veranstaltung wurde daher per Zoom in das Wohncafé des Bielefelder Modells an der Lüneburger Straße im Stadtteil Oldentrup übertragen. Wer das Gespräch am eigenen PC verfolgen wollte, konnte sich dazuschalten. Das VTTNetz-Projektteam und die ehrenamtlichen Technikbotschafter aus dem Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation nutzten diese Gelegenheit gerne.
(Quelle: Oliver Klingelberg / BGW; Julia Bruns / VTTNetz)